Wann berührt uns Kunst? Dann, wenn ein Mensch dahinter steht, mit einem gelebten Leben, der dieses mit uns teilen will. «Kunscht isch gäng es Risiko», meinte Mani Matter, wer es nicht eingeht, hat nichts zu sagen.

Herbie Hancock und Melody Gardot sind grosse Künstler, weil sie ihre Musik suchen, Hancock seit fünf Jahrzehnten, Gardot seit einem. Beide kommen aus dem Jazz, sprengen Grenzen, ohne Berührungsängste, dafür mit Lust an Unerhörtem. Sie wollen sich musikalisch mitteilen, auf den anderen zugehen, wollen einfach bleiben und trotzdem grosse Kunst machen. Mit allen Risiken und Nebenwirkungen.

Beat Blaser

Vom Pianisten Herbie Hancock und der Sängerin Cassandra Wilson führt eine direkte Linie zurück zu Miles Davis. «Ich bin ein Miles Davis-Kind» meinte Wilson, und Hancock begann seine Karriere bei Übervater Miles. Die Erbschaft, die die beiden weitertragen, ist die Neugier und der Mut, sich und die Musik immer wieder neu zu erfinden, ungewohnte Wege zu beschreiten, weiter zu suchen, wo andere schon lange gefunden haben. Herbie Hancock und Cassandra Wilson gehören zu den spannendsten Persönlichkeiten des Musikbusiness, Pionier und Grenzgängerin, beides Künstler, von denen das Unerwartete zu erwarten war, Musik between the lines.

Beat Blaser

Miles ist tot – es lebe Miles! Mit dieser Einstellung haben sich fünf der weltbekanntesten Jazzinterpreten 1992 zu einer einmaligen Kooperation entschlossen: Ein Jahr lang stellten alle ihre persönlichen Projekte zurück. Sie wollten den Jazzfreunden in Gedenken an den 1991 verstorbenen grössten Jazzer aller Zeiten die «Milestones» des Jazz wieder aufleben lassen. Jeder von ihnen war langjähriger Weggefährte von Miles Davis und ist selbst ein absoluter Topstar, welcher mit eigener Band um den Globus tourt. Eine wirklich bemerkenswerte Konstellation, die dazu geeignet war, allen Freunden von Mainstream, Cool- und Electric-Jazz ein aussergewöhnliches Konzerterlebnis mit garantierter Adrenalinausschüttung zu bescheren.